Wildheuen - Immaterielles Kulturerbe

 

Als "Wildheuen" wird ein Phänomen bezeichnet, das heute in verschiedenen Regionen nur noch in Erinnerungen und Erzählungen präsent ist. "Wildheueter" waren nicht parzellierte Flächen in alpinen Regionen, die - manchmal in Verbindung mit einer Verpachtung - bewirtschaftet werden konnten, um den Heuertrag in den Talflächen und den im Grundbuch eingetragenen Bergmähdern zu ergänzen. Das in den steilen und abgelegenen Lagen gewonnene Heu wurde gelagert und im Winter ins Tal befördert. Oft wird das Wildheuen als Walser Erbe angesehen. In manchen Regionen wird es auch als Gratheuen bezeichnet. Die Form der Bewirtschaftung wurde in vielen Regionen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführt. Der Strukturwandel der Landwirtschaft hat vor einigen Jahrzehnten zur ihrem Ende geführt. 

Der Museumsverein Klostertal hat sich in den vergangenen Jahren im Rahmen von Projekten mit dem Wildheuen in Teilregionen des Klostertals auseinandergesetzt (im Bereich des Hochtals Glong oberhalb von Wald am Arlberg und im Bereich des Radonatobels). Dabei ist deutlich geworden, wie sehr diese Bewirtschaftung extremer Steilflächen mittlerweile aus dem Bewusstsein der Bevölkerung entschwunden ist. Dem soll in diesem Projekt entgegengewirkt werden. Der Verein beabsichtigt, das bei Zeitzeuginnen und Zeitzeugen vorhandene, überelieferte Wissen zum Thema zu sammeln und zu dokumentieren. Ergänzend dazu werden historische Quellen gesammelt. Ein dritter Teil ist die Dokumentation der Wildheugebiete vor Ort und ihre Beschreibung.

Aufgrund der Topographie war das Wildheuen in Graubünden weniger verbreitet als beispielsweise in der Innerschweiz (Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden), doch es gab einzelne Orte, wo dies ausgeprägt der Fall war. So etwa in Klosters, wo das Wildheuen bis in die 1970er-Jahre gepflegt wurde. Der von dort stammende Peter Guler hat mit noch lebenden Zeitzeugen über 200 Wildheugebiete in der Gemeinde Klosters benannt und auf Landkarten verzeichnet. Diese Arbeit war die Grundlage für eine Publikation und eine Ausstellung in Klosters.

Wissen rund um das Thema "'Wildheuen" soll im vorliegenden Projekt gesammelt vermittelt und grenzüberschreitend in Austausch gebracht werden. Bisher lokale Initiativen erhalten dadurch einen Mehrwert. Außerdem soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern das Wildheuen als immaterielles Kulturerbe der Walser angesehen werden kann, deren Spuren auch im Klostertal nachweisbar sind.